Weniger Lärm für alle 1. Dezember 20208. Juli 2021 Mehr als 3 Stunden hat der Gemeinderat am 1. Dezember über das Thema Verkehr diskutiert. Dabei ging es vor allem um Maßnahmen zum Lärmaktionsplan, aber auch zum Radwegekonzept und zur Verkehrsentwicklung. Was wirkt und kostet wenig? Weil der Stadt hat pflichtgemäß 2016 einen Lärmaktionsplan beschlossen. Nun gibt es den Spielraum, dem Straßenbauträger für die lärmreichen Durchgangsstraßen (von Kreis, Land und Bund) wirksame und kostengünstige Maßnahmen zur Reduzierung des Lärms vorzuschlagen. Nach geltendem Recht ist Lärm der einzige Grund, um Tempo 30 auf diesen Straßen einzuführen. Ein gutes Ergebnis! Nach intensiver Diskussion fanden sich am Ende Mehrheiten für fast alle vorgeschlagenen Streckenabschnitte. Die Mitglieder unserer Fraktion haben jeweils geschlossen für die einzelnen Maßnahmen gestimmt. Was hat uns überzeugt? Es liegen ausreichend Informationen vor, dass Lärm uns Menschen krank macht. Wir als Gemeinderäte haben eine Fürsorgepflicht für alle Lärmgeplagten Weil der Städter, auch an den Durchgangsstraßen. Uns ist auch die Gesundheit der Anrainer wichtig. Tempo 30 kann schnell eingeführt werden und kostet wenig. Als Autofahrer brauchen wir bei der Fahrt durch den Ort nur wenig länger als vorher. Viele andere Verkehrsereignisse bestimmen innerorts unsere gesamte Fahrzeit. Tempo 30 verringert den Unterschied in der Geschwindigkeit von Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger. Das bringt zusätzliche Sicherheit für alle. Tempo 30 verbessert die Aufenthaltsqualität in den Teilorten und lädt zum Verweilen ein. Nun erwarten wir, dass die Straßenbauträger in Abstimmung mit der Stadtverwaltung probeweise Tempo 30 auf diesen besonders belasteten Streckenabschnitten einführen werden. Was bewirkt die Temporeduzierung von 50 auf 30 km/h im Einzelnen? Wir nehmen eine Halbierung der Lärmbelastung wahr! Sie bewirkt eine Reduktion des Lärms um 3 Dezibel (dB). Für das menschliche Ohr kommt das einer 50% geringeren Belastung gleich. Die Maßnahmen sind kostengünstig und kostenlos für unsere Stadt. In der Gemeinderatssitzung wurden andere Maßnahmen wie z.B. Flüsterasphalt angesprochen. Dieser sei jedoch ungleich teurer als das Aufstellen von Tempo-30-Schildern und daher vom Straßenbauträger nicht die bevorzugte Maßnahme. Zudem ist er bei Eis und Regen nicht so wirksam, führte der Sachverständige des Ingenieurbüros Kölz in der Sitzung aus, da dann die offenen Poren gefüllt werden und den Schall weniger effizient dämpfen würden. Lärmschutzfenster (für alle betroffenen Anwohner) wären eine weitere denkbare Maßnahme, jedoch sind diese nicht vom Straßenbauträger, sondern von der Stadt zu finanzieren. Sie schützen auch nur, solange man sich im Gebäude aufhält. Beschilderung für Tempo 30 liegt in der Hand der zuständigen Straßenverkehrsbehörde. Der Verkehr fließt gleichmäßiger! Laut Ingenieurbüro Kölz wird durch Tempo 30 auf den Ortsdurchfahrten eine höhere Pünktlichkeit für Busse erwartet, weil deren Einscheren aus den Haltestellen auf die Fahrbahn begünstigt wird. Wir sind der Meinung, dass dies durch intelligente Ampelschaltungen weiter gefördert werden könnte. Stop-and-Go-Verkehr wird somit vermindert und dadurch kommt es insgesamt zur geringeren Emission von Abgasen. Ein Umsteigen auf das Fahrrad wird gefördert! Die Einführung von Tempo 30 ist an vielen Stellen in Weil der Stadt angeraten, um den Radverkehr zu fördern. So steht es im Maßnahmenkatalog zum Radverkehrskonzept, das auch in dieser Sitzung beschlossen wurde. Das ist ein wertvoller, kostenloser Nebeneffekt. In Bezug auf unseren Beitritt zum Klimapakt kommt uns allen auf dem Weg zum Erfüllen der Klimaziele zugute. Die Teilorte können attraktiver werden! Städtebaulich kann Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten einiges bewirken. Wie am selben Abend vorgestellt wurde ist in Weil der Stadt noch mit einer erheblichen Zunahme des Verkehrs zu rechnen. Ohne verkehrslenkende Maßnahmen kommen wir zukünftig dorthin, wo andere Orte schon seit Jahren sind: Verdreckte Fassaden, verlassene und baufällige Häuser an den stark befahren Routen. Wer es sich leisten kann zieht weg und das Bild für den Durchreisenden ist abschreckend. So manche Ortschaften wie im Filstal blühen unter Tempo 30 inzwischen wieder auf, die Aufenthaltsqualität der Straßen ist deutlich gestiegen. Das wollen wir auch für Weil der Stadt erreichen. Vielleicht überlegt sich zukünftig der eine oder andere Autofahrer, die Autobahn bei Stau zu verlassen und eine Pause einzulegen, aber nicht um den Stau mit Tempo zu umgehen. Was fehlt noch? Für die Simmozheimer Straße in Merklingen sowie der untere Teil der Magstadter Straße in Schafhausen waren auch zur Verkehrsberuhigung vorgeschlagen. Sie sind weniger stark vom Lärm betroffen und liegen daher im Ermessensspielraum. Hier gäbe es aber gewaltige Nebeneffekte in puncto Sicherheit für Schulkinder, Kindergartenkinder und Radfahrer. Unsere Anträge dazu wurden jedoch knapp abgelehnt. Wir freuen uns jetzt auf ruhigere Zeiten in Weil der Stadt! Für die Fraktion und den Ortsverband – Bündnis 90/Die Grünen Sonja Nolte, Antonia Hildebrand, Helmut Schulenberg-Schell